Rutesheim will die städtische Kläranlage modernisieren, um künftig sowohl Kosten zu sparen und erneuerbare Energien zu gewinnen.

Die Rutesheimer Kläranlage hat schon einige Jahre auf dem Buckel. 1961 wurde sie gebaut, von 1974 bis 1977 im größeren Stil erweitert und zuletzt im Jahr 2003 technisch erneuert. Jetzt plant die Stadt, die Anlage noch einmal zu modernisieren, um zum einen Energie und damit Kosten sparen und auf der anderen Seite erneuerbare Energien in Form von Biogas für die geplante neue Heizzentrale gewinnen zu können.

 

Bisher wird der Klärschlamm mit Hilfe einer aeroben Methode in biologisch-chemischen Vorgängen stabilisiert. In vier sogenannten Belebungsbecken wird das Schlammwassergemisch durch Einblasen von Sauerstoff belüftet, sodass die im Schlamm enthaltenen Mikroorganismen die organischen Verbindungen abbauen können. Bei der Schlammstabilisierung geht es letztendlich darum, die biologischen Prozesse im Klärschlamm so weit zu hemmen oder zu unterbinden, dass er praktisch inaktiv wird und es zu keinen weiteren Abbauprozessen kommt. Es entsteht ein Schlamm ohne größere Geruchsbelastung, der entwässert, gelagert und abtransportiert werden kann. Der Nachteil dieser Stabilisierung durch Langzeitbelüftung: Für das Belüften der Belebungsbecken muss sehr viel Energie aufgebracht werden.

Zudem geht wertvolle sogenannte Biomasse verloren, die in einem Faulturm, wäre er denn da, Biogas erzeugen könnte. Ein solcher Faulturm wäre für eine Stadt in der Größenordnung von Rutesheim allerdings nicht wirtschaftlich. Dennoch will die Verwaltung künftig auf eine sogenannte anaerobe Schlammstabilisierung umstellen. Bei dieser Methode kommt der Schlamm nicht in einen hohen Faulturm, sondern in zwei flache, liegende Reaktoren. Unter Luftabschluss wird Biogas freigesetzt und Faulschlamm erzeugt. Weil die Mengen des Schlammes reduziert werden können, werden auch die Kosten der Entsorgung künftig gesenkt. Wissenschaftlich begleitet werden soll dieses innovative Verfahren von der Universität Stuttgart. Die Gesamtbaukosten werden bei etwa 2,9 Millionen Euro liegen. Noch bis zum 1. Oktober will die Verwaltung einen Förderantrag nach den Richtlinien Wasserwirtschaft beim Regierungspräsidium Stuttgart einreichen. Für die Erstellung eines Masterplans wurde die Ingenieurberatung für Siedlungswasserwirtschaft (ISW) Neustetten beauftragt. Die Gemeinderäte stimmten einstimmig dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu, im ersten Schritt die ISW zu beauftragen, die Umstellung auf anaerobe Klärschlammstabilisierung inklusive der notwendigen baulichen Veränderungen zu planen und eine Kostenberechnung zu erarbeiten. Das Pauschalhonorar für diese Leistung eines liegt bei etwa 106 000 Euro.

Begeistert von der geplanten innovativen „Überholung“ der Kläranlage sind alle Rutesheimer Gemeinderäte. „Es ist doch ein wichtiges Thema, wie man aus Klärschlamm Strom machen kann“, sagte Fritz Schlicher, Fraktionsvorsitzender der Grün-Alternativen Bürgerliste. Seine Ratskollegen konnten ihm nur zustimmen.